Worum es geht:
Der moderne säkulare Staat stellt für alle Religionen eine Herausforderung dar, wie umgekehrt die Religionen eine Herausforderung für den säkularen Staat sind. Weder die Bibel noch der Koran kennen einen säkularen Staat. Deshalb hat das Christentum bzw. die Kirche ihn lange bekämpft und erst neuerdings akzeptiert. Im Judentum hat es ähnliche Vorbehalte gegeben, und im Islam ist die Auseinandersetzung damit in vollem Gange. Der Vortrag wird daher kurz auf diese Vorgeschichte eingehen, dann danach fragen, was die Akzeptanz des modernen Staates inhaltlich für die Religionen konkret bedeutet und schließlich zeigen, dass es nicht bei einer Reduktion der Religion auf „das stille Kämmerlein“ bleibt, sondern die Rechtsordnung des modernen säkularen Staates auch dort eindringt, wo man bisher noch Freiräume hatte, die in zunehmendem Maße durch staatliche Vorgaben mitgestaltet werden. Im Fazit wird die Frage beantwortet, welche Religion zu Deutschland gehört.
Zum Referenten:
Prof. Dr. phil. Dr. theol. Peter Antes ist Emeritus der Abteilung Religionswissenschaft des Instituts für Theologie und Religionswissenschaft der Leibniz Universität Hannover. Seine Spezialgebiete sind – neben Methodenfragen in der Religionswissenschaft – aktuelle Probleme der islamischen Ethik und Geschichte, sowie Perspektiven des interreligiösen Dialoges und Religionen und religiöse Gemeinschaften im heutigen Europa. 1942 in Mannheim geboren, studierte er Religionswissenschaft, katholische Theologie und Orientalistik in Freiburg/Br. und Paris, promovierte in Religionsgeschichte zum Dr. theol. und in Islamkunde zum Dr. phil. und wurde für „Religionsgeschichte und Vergleichende Religionswissenschaft“ in Freiburg/Br. habilitiert. Im Alter von 30 Jahren wurde er 1973 als Professor für Religionswissenschaft nach Hannover berufen, wo er bis 2012 lehrte. Zusätzlich ist er durch Vorträge und Gastprofessuren (Bossey/Genf, Frankfurt/M [St. Georgen], Hamburg, Kassel, Mitaka/Tokyo [I.C.U], Oldenburg und Rom [Gregoriana]) weltweit tätig gewesen und weiterhin aktiv.
1995 hat ihn die französische Regierung zum „Chevalier“ im „Ordre des Palmes académiques“ ernannt. 2000 erhielt er das Verdienstkreuz Erster Klasse des Niedersächsischen Verdienstordens. 2001 wurde ihm in Reggio Calabria (Italien) der Wissenschaftspreis „Premio Anassilaos International 2001. Arte, Cultura e Scienze“ verliehen. 2007 hat ihn der italienische Staatspräsident zum „Cavaliere“ im „Ordine della Stella della Solidarietà italiana“ ernannt. 2015 erhielt er in Münster/Westf. den Mohammad-Nafi-Tschelebi Friedenspreis, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Muhammad-Nafi-Tschelebi-Preis
Veranstaltungsmaterialien
Interview in der Landshuter Zeitung: